Mit der alten Nutzpflanze Flachs befassten sich Lesachtaler und Hermagorer Schüler im Rahmen eines generationenübergreifenden Projektes.
Schüler beim Brecheln in der Brechelstube in Maria Luggau
Seit zwei Jahren erforschen die Schüler der 3. Klasse des Bildungszentrums Lesachtal und Schüler der HLW Hermagor aus dem Zweig „Kulturtouristik und Projektmanagement“ Gemeinsam mit dem Institut für Interventionsforschung der Universität Klagenfurt alles rund um das Thema Flachs.
„Das war irrsinnig interessant“, schwärmt Ferdinand Stadlober von der HLW, „weil das die letzte Möglichkeit ist, Wissen, das sonst verloren geht, zu sichern“. In mehreren Zeitzeugeninterviews von Maria Luggau bis Birnbaum wurde altes Wissen gesammelt und ausgearbeitet.
Aber auch lustige Anekdoten waren zu hören. So hat eine Zeitzeugin ihren Mann beim „Krageln“ kennengelernt. Wer diesen Ausdruck nicht kennt, hier eine kurze Erklärung. Das Flachsbrecheln war Frauenarbeit. Da es bei der Brechelstube immer sehr heiß war und die Frauen dadurch etwas leichter bekleidet waren, zog es neugierige Männer an. Diesen wurden dann mit dem Flachs der Hals wund gerieben.
Schüler mit der Zeitzeugin Veronika Windbichler
Vergangene Woche wurden in einem Zwischenbericht die ersten Resultate der Öffentlichkeit präsentiert. So entstand im Rahmen des Projektes in Zusammenarbeit mit dem Medienzentrum Kärnten der Zeichentrickfilm „Dem Flachs auf der Spur“. Darin wurde das Brauchtum das Jahr hindurch rund um die wertvolle Pflanze festgehalten.
Lisa-Maria Guggenberger und Ferdinand Stadlober haben als Maturaprojekt in Zusammenarbeit mit dem HTL Schüler Peter Waysocher eine Handy-App zum Lesachtaler Flachs erarbeitet. Schon im heurigen Sommer können sich Interessierte den Flachs-App herunterladen und sie werden in Maria Luggau durch den Klostergarten geführt, dann weiter in die Basilika, von dort zum Mühlenmuseum, dann zur wasserbetriebenen Seilbahn, zur Brechelstube und wieder zurück in den Bauernladen.
Die Schüler haben auch praktisch gearbeitet. So haben sie im Klostergarten Maria Luggau ein eigenes Flachsfeld betreut. Sie haben eingesät, gejätet und schließlich im Herbst den Flachs „gezogen“, ihn in Bündel gebunden und trocknen gelassen. „Das war aber noch nicht alles“, erzählt Andreas Oitzinger, „wir haben schließlich die Samen mit einer `Bloie` aus den Kapseln geschlagen und zum Pressen von Leinöl gereinigt“.
All die Tätigkeiten der Schüler wurden hier im Blog dokumentiert. „Langweilig wurde es uns bei dem Projekt nicht“, sagt Anna-Franziska Unterguggenberger, „unser erlangtes Wissen haben wir in einem Flachsrap präsentiert, wobei wir den Text und die Melodie mit unseren Lehrern erarbeitet haben“. „Die Arbeit der Schüler wurde auch von der österreichischen UNESCO-Kommission als Dekadenprojekt ausgezeichnet“, freut sich die Leiterin des Projektes „Dem Flachs auf der Spur“, Andrea Sieber von der Universität Klagenfurt.
Damit aber noch nicht genug. In einer einstündigen Sendung auf „Radio Agora“ erzählen die Schüler alles, was sie über den Flachs erfahren haben.
Info: „Dem Flachs auf der Spur“, in Radio Agora auf 105,5, am 24. Juni 2014, von 18.02 – 19.00 Uhr.
Text / Fotos / Hans Guggenberger
Artikel erschien in: OBERKÄRNTNER VOLLTREFFER, 23.Juni 2014